DIE RATTEN
Von Bernd Liepold-Mosser
Frei nach "Die Ratten" von Gerhart Hauptmann

"Wenn man kein Kind bekommt, bleibt alles so, wie es ist. Wenn man ein Kind bekommt, bleibt nichts so, wie es ist, und man bekommt noch ein Kind dazu."

Frau John hat sich nach einer Fehlgeburt in einen manischen Kinderwunsch verstrickt. Sie setzt deshalb eine Hochschwangere, die sie auf der Straße aufgelesen hat und die an ihrer Zukunft als Alleinerziehende verzweifelt, unter Druck, ihr Neugeborenes an sie weiterzugeben. Durch das ständige Bedrängen wird schließlich die Geburt eingeleitet und die junge Mutter überlässt Frau John das Kind in völliger Überforderung mit der Situation. Als sie es kurz darauf wiedersehen möchte, greift Frau John zu radikalen Maßnahmen, indem sie ihren brutalen Bruder auf sie ansetzt...
Wie in Hauptmanns berühmten Naturalismus-Drama stellt Bernd Liepold-Mosser einerseits die Frage nach dem Ringen um die Erfüllung von Lebensträumen, andererseits thematisiert er auch die Machtspiele der Unterdrückung und der Ausbeutung zwischen Menschen und hinterfragt damit gleichzeitig einige der abgründigsten Facetten unseres kapitalistischen Systems.
Sprachlich überträgt er Hauptmanns Dialektsprache in seine eigene Kunstsprache und verleiht der Handlung auch damit eine ganz neue inhaltliche, klangliche und humorvolle Ebene. Auf dem ständigen Grat zwischen Komik und Tragik holt er so die beklemmende wie berührende Geschichte des ungleichen Kampfes zweier Frauen im dichtgedrängten Käfig ihrer fixen Ideen und Vorstellungen ins Heute.

ES SPIELEN Jens Claßen, Michaela Kaspar, Raphael Nicholas, Lisa Schrammel, Georg Schubert
TEXT UND REGIE Bernd Liepold-Mosser
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